Jeder, der in seinem Aquarium Süßwassergarnelen pflegt, wünscht sich früher oder später auch einmal Nachwuchs bei seinen Schützlingen. In der Aquaristik wird oft geunkt, daß die Aufzucht von Junggarnelen schwierig wäre. Dies trifft auch für einige wenige Arten wie z.B. die Amanogarnele oder Nashorngarnele zu, deren Larven einige Brackwasserstadien durchlaufen müssen. Diese Anleitung behandelt ausschließlich Garnelen des fortgeschrittenen Fortpflanzungstyps, zu denen die meisten der bekannten Arten gehören.
Garnelenweibchen sind meist größer und auffälliger als Männchen. Oft zeigen sie eine intensivere Färbung oder ihr Carapax (Panzer) ist seitlich auffällig weiter heruntergezogen als bei Männchen. Ganz eindeutig kennzeichnet sie die Eimasse, die als farbiger Fleck im Nackenbereich sitzt.

Nackenfleck
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Eine erfolgreiche Garnelenzucht setzt erst einmal die richtige Haltung der Zuchttiere voraus. In einem verkrauteten Aquarium mit vielen Verstecken (feinfiedrige Pflanzen wie Cabomba, Javamoos, Teichlebermoos etc.) und den richtigen Wasserwerten fühlen sich die Elterntiere schon sehr wohl. Das Becken sollte mindestens 25 Liter Volumen besitzen, damit später auch für den Nachwuchs genug Platz vorhanden ist. Zimmertemperatur um die 23° reicht für Garnelen völlig aus. Als Bodengrund kann Kies oder Sand gewählt werden, das bleibt dem Geschmack überlassen. Fische sollten nicht ins Zuchtbecken eingesetzt werden, da diese den Junggarnelen nachstellen. Ausnahme: Junge Antennenwelse. Antennenwelse fördern durch ihren Kot auch die Fortpflanzungsbereitschaft der Garnelen!Sollen Antennenwelse eingesetzt werden, so sollte man das Becken mit einem Sandboden ausstatten. Die Filterung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Garnelenzucht. Motorfilter sind nicht geeignet. Kleine Garnelen geraten nur allzu oft in den Filter und werden von den Rotorlättern getötet. Auch ein feiner Strumpf, über den Filter gezogen, nützt nicht besonders viel, denn die kleinen Garnelen schaffen es mit Leichtigkeit, hinter dieses Hindernis zu gelangen. Zudem setzt sich das feine Netz sehr schnell zu und vermindert den Wasserdurchlaß. Bewährt hat sich in der Garnelenzucht der sogenannte Hamburger Mattenfilter mit Luftheber (HMF). Nährere Informationen zu diesem preislich günstigen und garnelensicheren Filter gibt es auf der Webseite von Olaf Deters.
Wichtig in der Garnelenzucht sind wöchentliche Wasserwechsel von etwa 25%. Es regt die Häutung der Garnelen an. Nur frisch gehäutete Garnelenweibchen können sich paaren!

Garnelen- Exuvie
(abgeworfene Haut)
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Das Frischwasser muß unbedingt kupferfrei sein! Sind kupferhaltige Wasserleitungen im Haus vorhanden (auch Durchlauferhitzer!), so sollte man erst 2 Minuten das Wasser aus dem Hahn ablaufen lassen, bevor man Wasser fürs Aquarium nimmt. Kupfer ist sehr giftig für alle Wirbellosen, es sammelt sich im Bodengrund des Aquariums an. Auch wenn anfangs der Kupfergehalt noch nicht tödlich ist, so addiert er sich doch von Wasserwechsel zu Wasserwechsel, wenn man diese Regeln nicht beachtet!
Wenn sich ein Garnelenweibchen gehäutet hat, sondert sie Geruchsstoffe ab. Diese veranlassen die Männchen zum "Suchschwimmen". Sie schwimmen wie wild geworden durchs Aquarium, auf der Suche nach dem paarungsbereiten Weibchen. Wenn ein Männchen ein paarungswilliges Weibchen findet, heftet es sich an dessen Rücken und gibt ein Samenpaket in ihre Eimasse ab. Nach einigen Stunden entwickelt sich die Eimasse zu befruchteten Eiern, die nach unten an die Schwimmbeine derGarnele wandern. Dort werden sie vom Muttertier ständig stark bewegt, um sie mit Frischwasser zu umspülen.
Nach ca 4 Wochen kann man bei einigen Garnelenarten mit hellen Eiern erkennen, daß die Minigarnelchen in den Eiern schon Augenpunkte entwickelt haben.

Eiertragendes Weibchen
Caridina babaulti
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Nun dauert es nicht mehr lange und die Garnele entläßt 20-40 fertige Garnelchen im Miniformat in die Freiheit. Die kleinen Garnelen bekommt man in den ersten 2-3 Wochen nicht zu Gesicht. Sie sind sehr winzig und scheu. Nun zahlt sich ein gut eingefahrenes Becken mit viel Mulm aus, denn die kleinen Garnelen ernähren sich anfangs vom Mulm. Eine extra Fütterung ist nicht notwendig. Allerdings werden Seemandelbaum-, Eichen- und Buchenblätter gerne angnommen. Diese wirken sich auch positiv auf das Fortpflanzungsverhalten der Elterntiere aus.Die Elterntiere können auch ohne weiteres im Aufzuchtbecken verbleiben, da sie ihrem Nachwuchs nicht nachstellen.
Während der Tragezeit sollte man nicht zu großzügige Wasserwechsel vornehmen, da einige Garnelenarten, wie z.B. die Red Fire, sehr empfindlich auf Schwankungen der Wasserwerte reagieren und die Gefahr besteht, daß sie ihre Eier abwerfen!
Viele angehende Garnelenbesitzer möchten mehr als eine Garnelenart in ihren Becken halten. Da alle Zwerggarnelen durchweg sehr friedlich sind, steht dem auch nichts im Wege. Zu beachten ist jedoch, daß sich einige Garnelenarten miteinander verpaaren können und es zu Hybriden kommen kann. Die Artbestimmung der Garnelen ist derzeit noch nicht sonderlich weit fortgeschritten, fast täglich werden neue Arten entdeckt. Leider kommt es auch oft vor, daß Händler Hybriden (Mischlinge) unter Phantasienamen als neue Art anbieten. Durch Hybriden wird also die korrekte Artbestimmung wesentlich erschwert, daher sollte man sie möglichst vermeiden!
Folgende Tabelle entspringt aus eigenen Erfahrungen. Sollte jemand gegensätzliche Erfahrungen gemacht haben, so bitte ich um Nachricht!
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Biene
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Cr. Red
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Hum
mel
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Tiger
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Red Fire
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Weiße Rücken
strich
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Sri Lanka
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Gift
grüne
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Tüpfel
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Rot-schwanz
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Algen
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Biene
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O
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O
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X
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Crystal Red
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Hummel
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Tiger
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Red Fire
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X
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X
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X
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Rückenstrich
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X
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X
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X
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O
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Weiße Rückenstrich
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X
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Sri Lanka
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X
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X
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X
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X
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Giftgrüne
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X
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X
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X
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X
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X
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O
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X
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Tüpfel
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X
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X
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X
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X
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X
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X
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X
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X
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X
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O
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X
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X
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Rotschwanz
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?
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X
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X
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X
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X
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X
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X
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O
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X
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Algengarnele
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X
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X
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X
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X
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O
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?
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?
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X
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X
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X
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X
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O
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X = kreuzt sich nicht
O = kreuzt sich
? = unbekannt
X = kreuzt sich nicht, aber nur bedingt vergesellschaftbar, da die Red Fire /Algengarnele
andere Arten unterdrückt und sich diese dann nicht fortpflanzen.
Amano- und Nashorngarnelen gehören dem primitiven Fortpflanzungstyp an und können daher mit allen anderen Arten vergesellschaftet werden.
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